lebt als freie Autorin für Kulturradiosender in Stralsund, schreibt Lyrik und Prosa. Manchmal auch ein Kinderbuch. Bis heute Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in RISSE MV und Anthologien. Eigenständige Veröffentlichungen im mückenschweinverlag stralsund: Sundschwimmen, 2014 und Wie die Kuh Liese zum Baden kam, 2015. Von 2009 bis 2014 Mitorganisatorin der Stralsunder Lesebühne textrabatt.
Wer wissen möchte, wie Sarah Kunze arbeitet und was sie inspiriert, geht am besten auf ihre Webseite oder schaut direkt im kleinen Atelier am Mägdebrunnen vorbei.
Das Atelier Sarah Kunze in der Fährstraße 26 liegt mitten in der Altstadt auf einer der uralten Lebensadern der Stadt, die vom Hafen zum Markt führt (und andersum). Schick gemacht hatte sich die Fährstraße damals schon. Mit tollen Giebeln, Türen und Farben. Der dreigeschossige Putzbau aus dem Mittelalter wirkt wie ein Schiff auf See. Stolz ragt der Bug in die Straßenbiegung zur Schillstraße hinein. Fertig zum Ablegen.
Ursprünglich war das Gebäude als Wohnhaus für Händler und Handwerker gebaut worden. Auch der schwedische Artillerieleutnant Friedrich Gustav Petersson kaufte es 1798 zu diesem Zweck. Dieses Kapitel in der Fährstraße 26 hat allerdings ein tragisches Ende genommen. Es erzählt eine Geschichte, die mit Ferdinand Schill, Napoleons Bruder und einer Freundschaft zu tun hat. Petersson hatte als Ortskundiger der Stadt Schill erfolgreich dabei geholfen, die französischen Besatzer zu vertreiben. Aber nicht lange. Wie man weiß, wurde Ferdinand Schill auf der Flucht, so heißt es, getötet. Sein Kopf wurde vom städtischen Chirurgen am Alten Markt abgetrennt und als Beweis an Napoleons Bruder nach Kassel geschickt. König Jérôme Bonaparte, König von Westphalen, oder auch König Lustig.
Auch für Petersson wurde es eng. Er versteckte sich auf dem Dachboden seines Hauses. In der Fährstraße 26. Allerdings wurde er verraten und die französischen Truppen erschossen ihn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Und was hat diese Geschichte mit Freundschaft zu tun?
Dafür muss man ein kleines Stück weiter bis zum Knieper Tor gehen. Dort steht ein unscheinbarer Gedenkstein mit der Inschrift: Dem unvergesslichen Andencken an meinen Freund C:G:P gewidmet von E:V:S Eine kryptische Erinnerung an Petersson und irgendwie auch an die Fährstraße 26. Es war Ehrenfried von Storch, Freund und auch der Pate des Sohnes von Friedrich Gustav Petersson, der diesen Gedenkstein anfertigen ließ. Vorerst stand er abseits in den Kampischen Höfen. Die Zeiten waren nicht für große Nachrufe geeignet.
Die Fährstraße 26 wurde 1970/71 von polnischen Fachleuten von Grund auf saniert. Auch der schnörkelige 14 Meter hohe Barockgiebel wurde wieder erstellt. Der erste Mieter nach der Sanierung war dann die Ostsee-Zeitung. Heute befinden sich dort das Atelier Sarah Kunze und ein sehr schöner Buchladen.
Das Atelier Sarah Kunze befindet sich in der historischen Fährstraße. Einfach vom Stadthafen die Straße hoch, an der Fähre bei Hanni vorbei, immer auf den wunderschönen Giebel an der Ecke vom Scheelehaus zu. Kann man nicht verfehlen.