Auch 2024 treffen bei KUNST unter LEUTE 4 Autor:innen auf 4 Stralsunder Künstler:innen.
Von 14.00 bis 17.00 Uhr finden zeitgleich an 4 besonderen Orten in Stralsund Lesungen und Literatur-Performances statt.
Der Eintritt ist frei
Es wird bunt! Es wird offen! Es wird anders!
Der Weg – So kommt man hin:
Die Villa Kalkbrennerei befindet sich in unmittelbarer Nähe der Störtebeker Brauerei. Zu Fuß läuft man am Langen Kanal entlang bis zur großen Kreuzung unter der Rügenbrücke. Hier lässt man den Rügendamm-Bahnhof, der hoffentlich doch noch saniert wird, links liegen. Unter der Brücke geht´s immer weiter geradeaus, An der Alten Flugezugwerft vorbei, bis es dann linkerhand in die Franzenshöhe hineingeht.
Zu Fuß sind es vom Hafen aus ca. 30 Minuten. Mit dem Fahrrad oder E-Roller nur zehn. Man kann auch einfach mit dem Bus Linie 3 Richtung Devin fahren und an der Brauerei austeigen.
Der Weg – So kommt man hin:
Zum strahlwerk gelangt man, wenn man von der Hafeninsel in Richtung Rügenbrücke läuft. Immer am Langen Kanal entlang. Auch dieser Weg hat Geschichte, die aber woanders erzählt werden muss. Man schlendert zu Fuß von der Altstadt in circa 15 Minuten hierhin. Wenn man trödelt. Flinke Füße schaffen das schneller.
Der Weg – So kommt man hin:
Zur Kompanie Kabruusch spaziert man am besten über die Semlower Brücke auf die Hafeninsel und dann noch ein kleines Stück geradeaus. Zu übersehen ist das Gebäude auf keinen Fall. Backsteinrot ragt der alte Speicher, der eigentlich mal eine Dampfmühle war, in den Himmel – höher als das Ozeaneum.
Der Weg – So kommt man hin:
Die Produzentengalerie Kalypso erreicht man, wenn man vom Stadthafen die Fährstraße hochläuft, an der Fähre bei Hanni vorbei, und dem Scheelehaus in Richtung Alter Markt. Da wo die Fährstraße endet, zweigt rechts die Külpstraße ab. Die Galerie ist hier nicht mehr zu übersehen.
1982 in Frankreich geboren, lebt Everest Girard seit 20 Jahren in Deutschland. Seit 2016 lebt und arbeitet sie in Rostock als freie Autorin und Übersetzerin. Sie schreibt Kurzgeschichten und tritt auf Lesebühnen auf. Im Frühling 2022 gründete sie zusammen mit Claudia Schlegel und David Lorenz die Freiluftbühne terrain vague: freiluftexte. 2023 startete sie mit Marion Skepenat den Podcast VERSTRICKT UND ZUGETEXTET. Aktuell ist ihr erster Roman in Arbeit, für den sie das Arbeitsstipendium vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern erhalten hat.
Autorin, wohnt seit fast zwanzig Jahren in Stralsund. Ist eine Zugezogene aus Mecklenburg. Kleingärtnerin in Andershof. Erforscht den poetischen Moment mit unterschiedlichen Mitteln. Gibt manchmal auf, manchmal aber auch nicht.
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Wir werden in Gärten leben >
Anke vom Sund fühlt sich in der Lyrik und am Wasser zu Hause. Sie hat in verschiedenen Anthologien und Magazinen publiziert und ist die Autorin des ABC zur SEE. Die besondere Flaschenpost. Sie bricht Schubladen auf und arbeitet dabei mit Künstler:innen aus anderen Sparten zusammen. Sprache, Klang und Raum sind Elemente, die sie in ihren Performances verbindet. Sie ist Inhaberin des Labels Fisch&Kopp. Aktuell ist sie und Mentee im Programm mentoringKUNST des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Mecklenburg-Vorpommern (BBK M-V e.V.)
Stralsunder Autor, gebürtiger Wolgaster, Jahrgang 1973, schreibt bei Laune Lyrik, veröffentlichte diese bis 2020 als Hausautor im mückenschweinverlag stralsund. Titel waren Andacht eines Nichtrauchers, Verliebt auf Hauseingangstreppe, Ich schreib dir paar Seemannslieder. 2006 und 2010 war er Lyrikmeister in MV. Neben Sololesungen nimmt er mit Texten an Projekten wie Spurwechsel, Textrabatt oder KUNST unter LEUTE teil.
ist mit der Villa Kalkbrennerei auf der Suche nach einer angemessenen künstlerischen Arbeitsweise für das 21. Jahrhundert, überprüft hier seinen Kunstbegriff, ergänzt oder verändert und lässt dabei gleichzeitig zukunftsweisende Visionen Realität werden. Dabei wird die Villa als solche auch als soziale Plastik verstanden, als Kunstwerk also, welches die sozialen Gegebenheiten vor Ort aufnimmt und somit immerwährend gestaltbar bleibt.
Gordana hat kroatische Wurzeln, lebt und arbeitet in Stralsund und Berlin. Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums 2001 hat sie sich autodidaktisch der Malerei zugewendet und arbeitet vorwiegend mit Acrylfarben auf Papier und Leinwand, von gegenständlich bis abstrakt. Das Sujet zeigt auf Groß- bis Kleinformaten die empfundene lebendige Natur. Die Werke sind in ihrem Atelier und auf Ausstellungen zu sehen. Das Material Wachs spielt dabei zunehmend eine Rolle als bewahrendes und heilendes Medium. Im strahlwerk ist ihr Atelier regelmäßig offen für interessierte Menschen, die sich mit künstlerischen Mitteln entdecken, erproben und entwickeln wollen.
schafft Kunstwerke aus Pappmaché. Die meisten sagen zu ihr Doerthe oder Frau Loeper, das ist ihr Name. Es gibt einen der sagt zu ihr Mami, manchmal auch Mamudi. Ihre Enkelkinder sagen zu ihr: Doerthi. Sie liebt das Leben: schwarz, grau, schiefer, braun und alles gemischt, Jazz, Klassik, vor allem laut, Hund, Pferd und Katz, Milchkaffee, Wasser, Minztee, Rotwein, Bohnenkraut, Dill, Minze, Oregano (griechisch), Moor-Lavendel, Lindenblüte, Orange, Styrax, Amber, Sonne, Nieselregen, Schnee. Ihr Lieblingswort: Gedankenbequem
Ihr Background liegt in der Theater- und Veranstaltungstechnik, was sie aber nicht davon abgehalten hat, 20 Jahre lang einen landwirtschaftlichen Biobetrieb zu führen. Den Werkstoff Ton hat sie 2020 für sich entdeckt. Sie erschafft Plastiken zu Tier- und Menschenthemen und ist in der Produzentengalerie Kalypso unter anderem mit ihren einzigartigen Dosen vertreten.
Im August 1837 verkaufte die Stadt Stralsund eine in der Frankenvorstadt gelegene Stadtweide an den Berliner Unternehmer Franz Jacob Friedrich Adolf Karsten. Karsten wollte hier eine Steingutfabrik, Ziegelei und Kalkbrennerei errichten. Dieses Gelände lag mehr als günstig für die Anlieferung des Rohkalks über das Wasser. Überdies gab es auf dem Grundstück jede Menge Ton. Karstens Sohn hatte die Töpferei an der Porzellan Manufaktur Meissen erlernt und sollte hier nun eine Wirkstätte finden. Karsten verkaufte schon gut zehn Jahre später das gesamte Gelände. Innerhalb dieser Zeit muss auch die Villa entstanden sein.
Das Unternehmen ging jetzt an Rüß, der den Betrieb um eine Zementfabrik erweiterte. Schließlich gab es noch einen Nachfolger, die Firma Theichen, die sich nun „C.A.Rüß &Co“ nannte. Um die Jahrhundertwende wurde schließlich Otto Broese der neue Besitzer und das Unternehmen wandelte sich immer mehr zu einer Kalkbrennerei und Baustoffgroßhandlung.
Die Kalkbrennerei selbst war Anfang des 20. Jahrhunderts hochmodern ausgestattet. Es gab eine Anlegebrücke mit einer voll technisierten Ausladevorrichtung, so dass die 150 Tonnen, die hier per Schiff ankamen, innerhalb von zwei Tagen gelöscht werden konnten. Eine Feldbahn fuhr auf der Brücke entlang bis ans Schiff, wo ein elektrisch betriebener Kran sie aus dem Fahrgestell hob, und in den Laderaum hinabließ. Dort wurde dann per Hand geschippt. Die volle Lore wurde vom Kran wieder auf das Fahrgestell gesetzt und fuhr direkt bis an den Kalkofen, ein riesiges Gerüst hinauf, um den Kalk von oben herab zu kippen.
Der Kalk, der hier verarbeitet wurde, stammte aus den 200 Millionen Jahre alten Ablagerungen des Traismeeres bei Rüdersdorf östlich von Berlin und den doppelt so alten Kalklagern auf der schwedischen Insel Oeland sowie der dänischen Insel Seeland. Ein Kalk also, der aus den Ablagerungen des Kreidemeeres entstanden ist, das vor 90 Millionen Jahren Dänemark und Pommern bedeckte.
Die Kalkbrennerei blieb bis zur Gründung der DDR im Besitz der Familie Bröse und wurde dann, wie viele private Unternehmen enteignet. Familie Bröse ging in den Westen. Nach der Wende wurde das Anwesen an die Nachfahren zurückgegeben. Von der Erbin des Unternehmens wurde das Gelände an das Bürgerkommitee Rettet die Altstadt vermacht. Zu der Zeit standen noch viel mehr Gebäude auf dem Gelände, die auch teilwiese noch bewohnt waren. Auch die Villa war noch bewohnt, aber stark baufällig, als Vincenz Kurze sie im November 2015 kaufte.
Das strahlwerk befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Reparaturwerft. Heute kaum vorstellbar, dass hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Sundwellen auf den Strand der Frankenvorstadt plätscherten.
Als zu dieser Zeit der Schiffbau in Stralsund boomte, war die Lastadie, der Platz auf der Hafeninsel, zu klein geworden. Hier teilten sich damals vier Schiffbauer den Platz auf dem auch noch verladen wurde. Die Boote wurden größer, anscheinend wurde alles irgendwie mehr, der Platz zu klein und eine Verlegung an den Strand in der Frankenvorstadt wurde in Angriff genommen. Einzig die Lage störte die Schiffbauer. Es war ihnen zu fern der Stadt – So ändern sich die Dimensionen.
Im Mai 1855 bewilligte die Bürgerschaft 70.000 Reichstaler für die Herstellung des neuen Bootsbau-Standortes und schon ein Jahr später war er fertig gestellt. Kurz darauf wurde der Weg zum neuen Schiffswerftplatz gepflastert und die Straße erhielt den Namen „An der neuen Schiffswerft“. Später wurde sie schlicht und einfach in „Werftstraße“ umbenannt.
Sechs Schiffbaubetriebe befanden sich zu Hochzeiten hier. Außerdem die Königliche Lagerwerft, ab 1900 auch einfach die Staatswerft genannt. Zur Jahrhundertwende umfasste diese einen Locomobilschuppen, der an das Schmiede- und Werkstattgebäude angebaut war, eine Dampfmaschinenanlage, ein Beamtenwohnhaus (das übrigens heute noch steht), einen Ölkeller, einen Kraftwagenschuppen und eine Bürobaracke. Im 2. Weltkrieg wurde viel davon zerstört.
Dennoch arbeitete man auch nach 1945 auf der Werft weiter, und zwar mit der Instandsetzung gesunkener Schiffe und laufenden Reparaturen. Das Segelschulschiff Gorch Fock wurde hier zum Beispiel in den 1950er Jahren für seine Überführung nach Rostock vorbereitet. Zu DDR-Zeiten hieß der Betrieb dann VEB Schiffbau- und Reparaturwerft.
Nach der Wende wurde auf dem Gelände die Strahl GmbH gegründet, eine Gesellschaft zur Beschäftigungsförderung. 30 ehemalige Beschäftigte der Volkswerft arbeiteten hier noch bis 2007. Dann ging die Strahl AG in die Insolvenz.
Das Gebäudeensemble auf dem ehemaligen Gelände der Reparaturwerft hat sich in eine Art Trägheit gefügt. Man spürt die Arbeit noch. Nur dass sich das Woran gewandelt hat. Strahlwerk, das Büro für zirkulärer Kunst, bietet heute Platz für Miteinander und Kreativität. Die Fläche tut gut. Etwas, was in den letzten Jahren mehr und mehr aus vielen Städten verschwindet – Freiraum.
Die Neue Semlower Straße 6-8 befindet sich auf der Hafeninsel. In dem backsteinrot leuchtenden Speicher ist schon seit einer ganzen Weile die Produzentengalerie Kompanie Kabruusch zu Hause. Den Stralsundern ist das Gebäude noch als Speicher der Getreide AG in Erinnerung. Dass dort aber mal eine der Dampfmühlen Stralsunds stand, das wissen nur noch wenige.
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte auch in der Müllerzunft das Dampfwesen als neue Antriebskraft Einzug gehalten. Es waren Zeiten eines enormen Wandels. Die Industrialisierung schwebte über allem. Dinge verschwanden. Neues entstand. Auch auf der Hafeninsel. Hier ließ Albert Karl Franz Bäsell (jun.), der von seinem Vater noch das traditionelle Müllerhandwerk erlernt hatte, eine Dampfmühle erbauen. 1920 ging es dann los, und zwar ganz innovativ mit einem Sauggasmotor. Das Wasser für die Anlage kam aus dem Fährkanal. Das Kondenswasser ging unterirdisch in den Sund. Sauber war das nicht. Das wird aber erst ein paar Generationen später zum Thema.
Bäsell selbst war wie ein Motor für das Mühlenwesen in Stralsund. Er engagierte sich in der Müllerinnung und in etlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gremien. Schon knapp ein Jahrzehnt später, um 1930, musste er dennoch Konkurs anmelden. Im selben Jahr kam sein Sohn bei einem Unfall in der Mühle ums Leben. Bäsell folgte ihm im Jahr darauf. Er wurde nur 48 Jahre alt. Die Mühle blieb. Beziehungsweise das imposante Gebäude.
Die Firma Koch& Poggendorf erwarb als Nachfolger das Grundstück und nutzte die Mühle zur Lagerung und Reinigung von Getreide. Auch nach 1945 wurde hier Getreide gelagert, nur dass es jetzt die Stralsunder Getreidehandelsgesellschaft war.
In den 1990ger Jahren ging das Gebäude in städtisches Eigentum über und stand dann lange leer. Wie ein hohler Zahn der Zeit dämmerte es vor sich hin. Bis die Kompanie Kabruusch einzog, Fenster einbaute und ansonsten dem Raum das ließ, was er wohl schon immer hatte. Viel Luft nach oben.
Kabruusch bedeutet gemeinsame Sache machen und so teilen sich inzwischen 13 Künstler:innen aus Stralsund und Umgebung die Galerie, stellen aus, kreieren und verkaufen von Mai bis Oktober. Dann geht es in die Winterspause.
Die kleine Wunderkammer der Produzentengalerie Kalypso befindet sich in einem auffälligen Gebäude innerhalb der Fassadenflucht der Külpstraße. Wie viele seiner Nachbarn in unmittelbarer Nähe zum Alten Markt ist es denkmalgeschützt.
Das heutige Gebäude ließ der Hotelbesitzes des Goldenen Löwen Richard Schilling als Erweiterungsbau seines Hotels 1936 errichten. Allerdings stand das so nicht von Anfang an fest.
Um die 1920iger Jahre herum wurde die Hausbesitzerin des ehemaligen Wohnhauses Külpstraße 13, Frau Kornmesser, von der Stadt aufgefordert, das baufällige Dach des Hauses zu reparieren. Da sie das anscheinend nicht konnte, gab es 1922 schließlich eine Verfügung der Stadt Stralsund, in der die Zwangsvollstreckung angeordnet wurde. Das alte Wohnhaus ragte weit auf den Bürgersteig hinaus. Es war in die Jahre gekommen. Auf einem Foto im Arkadengang der Produzentengalerie Kalypso kann man das vorherige Gebäude sehen.
Richard Schilling erwarb das Grundstück und zögerte nicht, einen Neubau an der Stelle des alten Hauses zu beantragen. Ein Dreifamilienhaus sollte entstehen. So jedenfalls heißt es im Bauantrag. Die Stadt genehmigte den Neubau. Sicher auch, weil sie den Entwurf des neuen Hauses mit seinen Arkaden attraktiv fanden. Es kam Luft in den zuvor engen Bürgersteig. Ein Laden sollte rein und eine schicke Durchfahrt. Einmal abgerissen und neu gebaut, stand es nun das neue Haus. Jetzt schien es Schilling doch geeigneter, den Goldenen Löwen damit zu erweitern. Fremdenzimmer sollten rein für die Besucher der Stadt. Wie die Dinge sich wiederholen.
Eine Genehmigung zum Betreiben einer Gast- und Schankwirtschaft in dem Erweiterungsbau Goldener Löwe folgte auf den Fuß und so kam es, dass im Haus Külpstraße 13 ab 1937 zwölf Fremdenzimmer eingerichtet waren und im ehemaligen Milchladen ein Gaststättenbetrieb auflebte.
Der ehemalige Milchladen übrigens, ein kleiner Koloinalwarenhandel mit der Erlaubnis zum Milchausschank, der zuvor hier ansässig war, wurde von Ernst Dubbert und seiner Frau seit 1927 geführt. Der Kaufmann und seine Frau wohnten auch in der Külpstraße 13. 1937 schließlich verlegte Dubbert seinen Laden in die Tessinstraße 27, an die Ecke Große Parower Straße.
Ab 1951 führt die Tochter des verstobenen Schilling, Edith Schilling, den Betrieb weiter und in dieser Zeit waren aus 12 Fremdenzimmern 29 geworden. Direkt nach der Wende gab es in dem kleinen Laden, der heute die Produzentengalerie ist, ein Reisebüro, das nun Fernreisen anbot. Die Türen in die Welt hatten sich geöffnet.
Foto strahlwerk, Kompanie Kabruusch: Andreas Schöttke